PERFORMATIVE KLANGINSTALLATION
14.9.16 // 18:30h
21er Haus Pavillion
Mitwirkende: Anne Glassner, Karin Diaz, Hartwig Hermann, Nicole Krenn, Susanne Maie, Monika Rabofsky und Laura Unger
„VOCAL NAPS“ ist ein Format, in dem die KünstlerInnen im Rahmen kurzer Naps an ungewöhlichen Orten und im öffentlichem Raum unterschiedliche Verbindungen mit vokalen Experimenten, derzeit vordergründig basierend auf Jodlern, eingehen. Die dramaturgi- sche Handlung ist dabei auf ein Minimum reduziert. In Auseinandersetzung mit dem Aufführungsumfeld ergeben sich ortsspezi sche Klanginstallationen performativem Charakters.
Schlafen und Jodeln - zwei Parameter, die ober ächlich gesehen in keiner logisch argumentierbaren Verbindung zueinander stehen - werden in absurder Weise in Beziehung zueinander gebracht. Dadurch eröffnet sich ein neuer Wahrnehmungsraum, innerhalb dessen sie trotz ihrer durch kulturelle Belegtheit verknüpften Assoziationen mittels jeweils völlig neuer Kontextualisierung erfahr- und sogar konnotierbar gemacht werden. Ein grotesker Erfahrungsraum der dazu auffordert, den Gefühlen freien Lauf zu lassen, um einen neuen Wahrnehmungszustand gegenüber einer Realität, die sich an die Traumwelt anlehnt, zu schaffen.
Der Schlaf, ein Zustand der äußerlichen Ruhe, unterliegt in unserer leistungsorientierten Gesellschaft einem strengen Regelwerk. Schlaf in der Öffentlichkeit beispielsweise ist trotz der Tatsache, dass regelmäßiger Schlaf biologisch überlebensnotwendig ist, ein ge- setzlich geregeltes Tabu.
Im „paradoxen Schlaf“, der so genannten REM-Phase, nden sich Zustände, die jenen des Wach-Seins nicht nur ähneln, sondern insbesondere eine erhöhte Gehirnaktivität zeigen. Dabei folgt das Erleben von Kontinuitäten, wie zum Beispiel jener von Zeit und Raum, anderen Gesetzen als im wachen Bewusstseinszustand. In dieser Phase wird intensiv geträumt und es erfolgt ein Anstieg von Herz- und Atemfrequenz sowie des Blutdrucks. Der Atem als Metrum der Performance, ist das Zeitmaß der Klangimprovisation.Wir konstruieren demnach einen aktiven Schlafzustand auf der Bühne. Eine weitere Widersprüchlichkeit, mit welcher wir das menschliche Bedürfnis nach Sinnstiftung konfrontieren. Ein Work in Progress, welches je nach Erlebnisgrundlage für jede_n Akteur_in und jede_n Zuschauer_in zu einem anderen Zeitpunkt Sinn ergibt – oder eben gerade auf solch paradoxe Weise nicht, dass der Zusammen- hanglose Zusammenhang als Phänomen einer Grenzüberschreitung herzhaftes Gelächter auslöst.
VOCAL NAPS I fand im öffentlichem Raum vor dem 21er Haus in Wien statt. Die Veranstaltungsreihe „Leben in der Wand“, wo ein mobiler Pavillion aus Wänden errichtet wurde und unterschiedliche genutzt werden konnte, fungierte als unsere Schlaf- und Jodelplattform. Die Geräusche des angrenzenden Hauptbahnhofes sowie der ihn umgebenden Baustellen, welche wir in unsere vokalen Improvisationen integrierten, ließen diese äußert still verlaufende Performance zu einer außergewöhnlichen Klangkulisse werden.Treibende Elemente wie die Geräusche der einfahrenden und abfahrenden Züge sowie Bahnsteig-Durchsagen, oder die den Baufortschritt selbst nächtens vorantreibenden Staccati der Presslufthämmer oder die tönenden Signale der Kräne wurden sanft aufgefangen, um durch die zeitliche Dehnung innerhalb unserer eigenen Klangwolke sachte gebremst zu werden, um letztlich in ein zeitloses Hier und Jetzt zu münden.